Schule braucht Struktur - Mit Augenmaß

Dokument 69 -
Rede von Gabriele Behler, Staatsministerin a.D. anlässlich des 20 jährigen Bestehens des Gymnasiums Horn-Bad Meinberg (Kreis Lippe) am 25.06.2015

Auch für Gymnasien gefährlich:                     Vier problematische Tendenzen


 

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Die Geschichte Ihrer Schule ist eine Erfolgsgeschichte. Man muss sich nur die Internetseite ansehen und all die Aktivitäten, Profile, Angebote über den Unterricht hinaus mit Staunen und Anerkennung zur Kenntnis nehmen. Und darüber haben Sie nicht den Kern von Schule, eben den Unterricht, vernachlässigt, im Gegenteil: Das Ergebnis der Qualitätsanalyse dieser Schule hat das sehr eindrucksvoll bewiesen.

 

All dies war 1995, also im Gründungsjahr, nicht unbedingt sicher. Das musste erarbeitet werden, und das erforderte Engagement von vielen, das erforderte hilfreiche Partner in der Elternschaft, in der Gesellschaft vor Ort, in der Politik, das erforderte vor allem aber auch die Liebe zum Beruf bei den Unterrichtenden und der Schulleitung. [...]


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Dokument 58 - Beitrag von Dr. Peter Pahmeyer (Herausgeber von schulstruktur.com) zur sog. Schulstrukturdebatte vom 15. September 2009.

Für alle eine gute Schule wichtiger als
-Eine Schulform für Alle-

Die so genannte Schulstrukturdebatte und der Wahlkampf in NRW


Nicht erst seit dem Superwahljahr befinden sich viele Wähler in einem Dilemma. Votieren Sie aufgrund einer zentralen Wahlaussage, der sie persönlich eine hohe Relevanz beimessen, für eine bestimmte Partei, so können infolge der nach der Wahl getroffenen Koalitionsvereinbarungen dieselben Wähler mit Entscheidungen konfrontiert werden, die der Intention ihrer Wahlentscheidung diametral entgegen stehen. In der Bildungspolitik und besonders in der so genannten Schulstrukturdebatte wird die Gefahr einer nachträglichen Umdeutung und Verfälschung von intendierten Wählervoten besonders deutlich. Der vorliegende Beitrag möchte nicht nur die politisch Verantwortlichen für diese Problematik sensibilisieren. Zukünftig drohen landespolitische Koalitionsbildungen (Hamburg lässt grüßen!), deren Vereinbarungen zur Schulstruktur nicht mehrheitlich durch den Wählerwillen legitimiert sind.

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Dokument 56 -
Beitrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Edelstein zu der von der KMK initiierten Konferenz „Demokratie in der Schule. Partizipation – Historisch-Politische Bildung – Werte“ am 24./25. Juni in Potsdam



Ressourcen für die Demokratie.
Die Funktionen des Klassenrats in einer demokratischen Schulkultur

Eine demokratische Schule, eine Schule der Demokratie ist kein Luxus. Demokratie lernen ist keine Nebenaufgabe, gleichsam außerhalb des Ernstfalls, abseits vom Kerngeschäft des Unterrichts. Demokratie in der Schule ist der Ernstfall, und sie muss im Zentrum der Aufgabe stehen, die Schule zu erfüllen hat.

Die Dringlichkeit dieser Aufgabe hängt mit der Krise zusammen, die wir erleben und die uns vor tiefgreifende Systemfragen und Systemgefährdungen stellt. Doch hinter der Gestalt der von uns erlebten Krise stehen weitere und weiter reichende Prozesse, die – wie Herfried Münkler in einer brillanten Analyse (2008) gezeigt hat – Fragen des sozialmoralischen Zusammenhalts der demokratischen Gesellschaft aufwerfen, die Frage nach den sozialmoralischen Ressourcen der Demokratie. Die Krise wird, so Münkler, hervorgerufen durch die solidaritätsgefährdenden Prozesse der Individualisierung und der Globalisierung, die unser Zeitalter bestimmen. Sie schränken die Steuerungsfähigkeit des Gemeinwesens ein und stellen die Integrationsfähigkeit der Gesellschaft auf eine harte Probe. Mit bisher kaum erkannter Dynamik werden demokratisch motivierte Kräfte der Zivilgesellschaft gefordert, wenn Marktversagen und ökonomische Krise die herkömmlichen Mittel der gesellschaftlichen Integration und Selbststeuerung in Frage stellen. Dass hier keine vorübergehende Eintrübungen harmonischer Verhältnisse am Werk sind, zeigen die erschreckenden Zahlen über zunehmende Armut in Deutschland, die wachsende Schere zwischen Arm und Reich, die massive Bildungsarmut mit bedrohlichen Folgen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und der warnende Hinweis auf zukünftige Generationenkonflikte. Wie kann, so fragt Münkler deshalb, die moderne liberale Demokratie die Reproduktion ihrer sozialmoralischen Ressourcen gewährleisten, um damit die Gefahr einer Systemkrise abzuwenden? Seine zentrale These ist, dass es von den sozial-moralischen Ressourcen der Gesellschaft abhängt, von der Gemeinwohlorientierung, den sozialen und demokratischen Kompetenzen der Bürger, von der Fähigkeit und Bereitschaft zum bürgerschaftlichen Engagement, ob die Demokratie in ihrem Bestand gesichert werden kann. Demokratische Kompetenzen sind das soziale Kapital der nachwachsenden Generation, auf das die Gesellschaft für eine menschenwürdige Zukunft angewiesen ist. Wir wissen nur allzu wohl, dass Krisen nicht ohne weitere Anstrengung wie selbstverständlich demokratisch gelöst werden. Wenn wir uns umschauen, sehen wir vielmehr weit verbreitet autoritäre Lösungen für ökonomische und soziale Probleme. Schauen wir zurück, stehen uns die schlimmen Szenarien diktatorischer Systeme im eigenen Lande vor Augen. Geschichte und Gegenwart ermahnen uns, dass eine demokratische Schule, eine Schule der Demokratie kein überflüssiger Luxus ist, keine Marginalie, sondern Kerngeschäft von Schule und Erziehung. Wenn wir eine demokratische Lebensform wollen, dann müssen wir die sozialen Kompetenzen erwerben, die für ein Leben in der Demokratie, für die Gestaltung demokratischer Verhältnisse erforderlich sind. Wir müssen Demokratie lernen.
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Dokument 55
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Neuordnung der Sekundarstufe II – Plädoyer für einen Neuanfang – Ein Beitrag von               Dr. Joachim Lohmann und Friedemann Stooß - Kiel/Nürnberg, Juni 2009.

1. Einleitung
Die Sekundarstufe II mit Berufs- und Allgemeinbildung ist in ihrem gegenwärtigen Zustand nicht mehr zu verantworten. Sie qualifiziert zu wenig, benachteiligt Kinder aus unteren sozialen Schichten und aus Migrantenfamilien. Diesen bietet sie nur unter erschwerten Bedingun¬gen und mit hohem Zeitaufwand einen Zugang zu qualifizierter Berufsausbildung oder zum Hochschulstudium.

Der Zustand der Sekundarstufe II hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich verschlechtert: Sie ist weit überdehnt: In den vielfältigen Berufsvorbereitungsmaßnahmen – dem Übergangssystem - stauen sich jährlich eine halbe Million junger Leute. Ergebnis ist, dass die Berufsausbildung in Betrieben und Vollzeitschulen mehrheitlich erst im Erwachsenenalter beginnt, sie ist längst postsekundär. Die Lebenszeit vieler junger Menschen wird vergeudet. Das ist unerträglich.

Eine Neugestaltung der Sekundarstufe II ist bildungspolitisch mehr als dringlich. Statt des Übergangssystems sollte die Zeit in der Sekundarstufe II genutzt werden, alle Jugendlichen deutlich höher zu qualifizieren. Die Bildungsgänge sollten sowohl berufs- wie studienvorbereitend sein und dazu befähigen, dass allen Jugendlichen grundsätzlich die Wahl von der dualen Berufsausbildung bis zum Studium offensteht. Somit würden sich die Bildungschancen der Jugendlichen deutlich verbessern, der Engpass der dualen Berufsausbildung wäre überwunden, eine höhere Studienquote erreicht und auch der Akademikermangel beseitigt. Deutschland könnte den Anschluss an Europa bei der Studien- und Akademikerquote wieder gewinnen. Ausbildungsgänge, die eine höhere Qualifikation erfordern und bisher nur per Anhhang zu den EU-Anerkennungsrichtlinien denen anderer Staaten gleichgestellt sind, könnten im unteren bzw. im oberen Tertiärbereich (Hochschulbereich) angesiedelt werden.

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